„Haaaa…“, macht er.
Alle gehen in Deckung und der Boden erzittert unter seinem Nieser, Viren fliegen durch die Gegend. Und Pakete.
„Da sind Bonbons vorne an der Kasse, probier mal eins, gut gegen Erkältung“, sage ich. „Erkältung? Quatsch, das kann ich mir überhaupt nicht erlauben!“
Aber er geht zur Kasse und freut sich noch beim Hinausgehen so sehr, dass ich mich schäme, ihm nicht schon immer und jedes Mal Bonbons angeboten zu haben, ihm, dem einzigen Hermes-Boten, mit dem ich mich noch unterhalten kann, während er täglich die Pakete für den gesamten Häuserblock in meinen winzigen Flur stapelt.
Solche muss man sich warmhalten. Sind Gold wert.
Aber jetzt fliegt die Tür noch einmal auf und er steht wieder im Rahmen, mit knallrotem Kopf, die Augen riesengroß, beide Hände vor dem Mund. „Mmmh- Mmmmrhaaaaaah!!“
Er holt ein Stück Probierseife aus der Tasche, hält es anklagend in die Luft. Ein Stück Seife mit seinem Gebissabdruck, richtig ein Stück rausgebissen ist da. Die Probierseife, aus dem anderen Glas, gleich neben den Bonbons an der Kasse.
Ich kann einfach nicht anders, denn es macht plop und an seiner Hand vorbei stiehlt sich eine winzige Seifenblase aus seinem Mund, ich muss einfach lachen, es geht nicht anders.
Auch, als ich ihm auf den Rücken klopfe, während er mir direkt vor die Türe kotzt. Auch da lache ich noch.
„Vergiften! Du willst mich vergiften!“, japst er, aber ich sehe schon kleine Lachfältchen um die Augen, er spuckt aus, grinst kurz und röchelt dann wieder.
„Es tut mir wirklich leid“, sage ich und räume das Bonbonglas rüber auf die andere Kassenseite.
„Das kostet aber“, sagt er. Streckt die Hand aus.
Ich lege ihm ein Bonbon rein.
Aber er betrachtet sein Bonbon genau. Schält es andächtig aus dem Papier. Wirft es sich in den Mund.
Zerbeißt es und es kracht im ganzen Laden. Eine ältere Kundin verzieht das Gesicht.
„Bis morgen!“, sagt er. Macht einen Riesenschritt über die Kotze vor der Tür.
Ja, solche sind echt Gold wert.
Muss man sich warmhalten.