Mein Jahresrückblick 2021
Das Jahr war fast von vorne bis hinten zäh. Es gab von Beginn an keine guten Aussichten und es sollte sich bewahrheiten. Fast allen Menschen in meinem Umfeld ging es so. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich aus dem größten Scheißhaufen nicht noch was positives herausholen würde.
Corona – alles hat ein Ende?
Das Jahr beginnt, wie das alte geendet hat.
Hätte man mir Anfang 2020 gesagt, wir würden bald in einer weltweiten Pandemie feststecken, ich hätte es nicht geglaubt. Nun stecken wir schon seit knapp zwei Jahren und alles sind müde und wütend oder beides gleichzeitig. Die Maßnahmen schaden gerade den kleineren Läden enorm, aber natürlich auch für Veranstalter und Gastro ist dieses Virus ein Furunkel am Arsch der Hölle. Es ist wirklich schrecklich frustrierend mitanzusehen, wie das mit den eigenen Händen aufgebaute Unternehmen den Bach runtergeht. Irgendwann kam der Punkt, da musste ich handeln. Dazu später mehr.
Support your local – jetzt erst recht
Mehr als jemals zuvor gehören kleine Unternehmen unterstützt.
Kleine Unternehmen sind die bunten Streusel auf unserem Vanilleeis. Durch sie wird das Stadtbild (oder der Online-Marketplace) divers und leidenschaftlich. Inhabergeführte Geschäfte haben zumeist auch einen nachhaltigen Hintergrund, weil die BesitzerInnen in den meisten Fällen keine Waren aus China importieren, sondern Wert auf fair trade und Qualität legen. In einem kleinen Geschäft bekommst Du eine tolle Beratung und Produkte, die Du lieben wirst.Ein kleines Geschäft zu besitzen bedeutet aber auch: hohe Mieten zu stemmen, die meisten Tätigkeitsfelder alleine auszuführen (Buchhaltung, Marketing, Warenbeschaffung, Onlineshoppflege etc.), bis man sich soweit etabliert hat, dass man coole Menschen einstellen kann. In Zeiten von Corona ist es – mir fällt kein anderes Wort ein – beschissen, LadeninhaberIn zu sein. Die meisten mussten während der Lockdowns schließen. Viele hatten vorher keine Onlineshops und damit überhaupt kein Einkommen mehr. Die Mieten mussten natürlich weiterhin bezahlt werden und die staatlichen Hilfen kamen oft viel zu spät. Ich habe in diesem Jahr leider viele Schließungen erlebt. Gerade in dieser Zeit ist es wichtig, seinen Kram nicht bei den großen Onlinehändlern zu kaufen, sondern die Kleinen zu unterstützen, damit auch in Zukunft das bunte Stadtbild erhalten bleibt.
NoPoo – alte Haare, neues Glück
Wie ich in einem Selbstversuch meine Haarroutine auf den Kopf stelle.
Ich arbeite schon länger mit den Ladies von Haarweisheiten zusammen, denn ich mache für ihr NoPoo-Bundle das Bürstenshampoo. Ich kämpfe mit meiner Haarstruktur seitdem ich herausgefunden habe, dass ich eine Naturwelle habe und wusste nie, wie ich die Mähne pflegen soll. Also habe ich im Januar den Onlinekurs gemacht und einfach mal angefangen. Anfangen bedeutet, jeden Morgen die Haare erstmal zu entwirren und dann vom Ansatz bis in die Spitzen mit einer Naturborste zu bürsten. Damit erreicht man, dass der Talg von der Kopfhaut in die Spitzen befördert wird, wo er schaltet und waltet, indem er Haare pflegt. Von der Kopfhaut ist er verschwunden – a miracle wonder. Da ich meine Haare regelmäßig aufhelle und töne, kommt ein totaler Verzicht von Shampoo für mich nicht infrage, aber nicht mehr alle paar Tage zu waschen, klang für mich schon nach totaler Erleichterung, zumal ich am Anfang des Jahres noch sehr lange Haare hatte. Unterdessen sind sie ein gutes Stück kürzer und ich bin auch 12 Monate später noch dabei. Ich wasche die Kopfhaut etwa alle drei bis vier Wochen, was daran liegt, dass sie zyklusbedingt extrem fettet und ich dem nicht Herr werde, indem ich nur mit Wasser spüle. Ich nutze diese Tatsache dann jeden zweiten Monat aus, um sie gleich nachzublondieren und zu tönen. Man muss keinen Taschenrechner zücken, um herauszufinden, dass ich mir in diesem Jahr den Kopf etwa 15 mal gewaschen habe – ist das nicht völlig verrückt? Die Längen sind schön weich und gesättigt und die Kopfhaut fettet, wie gesagt, nur einmal im Monat kräftig, sonst garnicht. Ich würde sagen, dieses Experiment hat sich gelohnt und ich trage diese Routine mit rüber in 2022.
No Dogma
Auf zu neuen Wegen ohne Einwegplastik, aber bitte ohne Dogma.
Ich höre das immer wieder: wie kann es sein, dass Du Naturkosmetik vertreibst und dennoch tätowiert bist und blaue Haare hast? Ich versuche in solchen Momenten immer, nicht die Augen zu rollen, denn wenn die Frage höflich gestellt wird, ist sie ja durchaus legitim. Dogmatismus hat in meinem Leben keinen Platz. Ich bin der Meinung, es können Gegensätze nebeneinander gut existieren. Ja stimmt, ich töne meine Haare mit Directions und diese Farbe pule ich aus einem Plastikdöschen. Und ja, ich hole mir manchmal nen Bubbletea in einem Plastikbecher. Diese Liste kann ich lange weiterspinnen.Ich trage aber trotzdem meinen Teil dazu bei, die Welt lebenswerter zu gestalten. Zum Beispiel mit Erica. Ich entwickle feste Kosmetik, die bezahlbar und gut ist, ich stelle für Unternehmen Seifen zu Marketingzwecken her, ich kläre auf, ich lebe auch vor. Und wenn dann mal Plastikmüll bei mir anfällt, ist das eben auch in Ordnung. Solange ich ihn sachgemäß entsorge und nicht einfach in die Spree werfe.
Preise transparent kalkulieren
Eine Preissteigerung war nötig.
Ich habe von Beginn an versucht, meine Preise so niedrig zu kalkulieren, wie es ging, sodass ich am Ende kaum was daran verdient habe. Das hatte vorrangig den Grund, dass ich alle irgendwie ins Boot holen wollte. Die Studentin, die Schülerin, die ohne Arbeit, die mit Arbeit, die Mama (ich spreche hier übrigens in der weiblichen Person, weil größtenteils Frauen in den Laden kommen), etc. Am Anfang des Jahres musste ich entscheiden, dass sich die Preise erhöhen müssen, wenn ich langfristig mit Erica selbstständig sein möchte. Das fiel mir richtig schwer, denn ich hatte Angst, dass ich Menschen zurücklassen müsste. Letztendlich war das allerdings auch eine wichtige unternehmerische Entscheidung und ein Teil meines Lernprozesses. Ich kann nicht für alle sorgen, sondern muss mich auf einen Teil konzentrieren. Außerdem half mir (und sicherlich auch den Menschen, die durch meine Preiserhöhung nicht mehr kamen), dass die Drogerien, was plastikfreie Kosmetik angeht, unterdessen auch ziemlich gut aufgestellt sind.
Mein neues Angebot
Personalisierte Seifen für UnternehmerInnen.
Seitdem ich meinen Laden habe, also seit über 4 Jahren, habe ich Kulis angesammelt, die mir unaufgefordert in den Briefkasten geflattert sind. Kulis mit Firmennamen, mit Firmenlogo, mit Website-Adresse, Kulis bis zum Abwinken. Das hat mich so sehr genervt. Ich habe Kulis, ich brauche keine weiteren, herzlichen Dank. Aus diesem Gefühl heraus entstand die Idee, personalisierte Seifen für Unternehmen mit ins Portfolio aufzunehmen. Das Firmenlogo wird auf ein Stück Seife gestempelt und dann zu Werbezwecken verschenkt. Auf Messen, zu Weihnachten, Firmenjubiläum etc.Unterdessen habe ich Seifen für Hochzeiten, Hotels, für eine Autorin zur Buchpremiere, für HändlerInnen zum Weiterverkauf gemacht und für das eigentliche Vorhaben – für Unternehmen zu Marketingzwecken. Ich finde es schön, wie sich alles entwickelt. Oft ohne, dass ich vorher überhaupt in eine solche Richtung gedacht hatte. Im nächsten Jahr möchte ich diesen Vertriebsweg noch weiter ausbauen. Einfach auch, weil es richtig viel Spaß macht.
Mastermind
Wie ich mit einer Gruppe von Unternehmerinnen mein Business auf neue Beine stelle.
Eine treue Kundin von Erica, die unterdessen zur Freundin geworden ist, arbeitet selbstständig als Vertriebsberaterin und hat zusammen mit einer anderen coolen Frau, eine Businesscoachin, eine Mastermind gegründet.Was ist eine Mastermind? Wenn ich es in meinen Worten umschreiben darf, ist das ein Zusammenschluss von UnternehmerInnen, die im Grunde alle ein Thema haben, nämlich ihr Business. Im Falle von Smash it wird diese Gruppe von Gretel und Laura zu ihren individuellen Themen regelmäßig gecoacht, befindet sich aber gleichzeitig im regen Austausch mit allen Mitgliedern. Seit dem Frühjahr bin ich nun also in dieser Gruppe und schwöre – ich wäre niemals an diesem Punkt in meinem Business, wenn ich mich entschieden hätte, alleine weiterzugehen. Meine Bubble wurde eingepiekst und 16 Businessladies schauen regelmäßig von außen auf mein Unternehmen. Wieviel Gold das wert ist, kann ich nicht in Worte fassen. Ich habe Dinge umgesetzt, auf die ich nie im Leben gekommen wäre und habe einen ganz anderen Blick auf den Wert meiner Arbeit entwickelt. Dies hier ist eine Liebeserklärung an Smash it. <3
Einbruch, Wasserschaden, klemmende Türen
Wie das Karma im Laden immer mehr in den Keller geht.
Im Frühjahr war es soweit – all meine Horrorszenarien, die sich immer nur in meinem Hirn abgespielt hatten, wurden Wirklichkeit. Ich kam morgens in den Laden und stellte fest: hier wurde wohl eingebrochen. Der oder die Täter (ich tippe auf ersteres) hatte sich Zugang über das Küchenfenster verschafft und munter alles aus dem Regal genommen, was in irgend einer Weise originalverpackt war, hatte sich dann zwei große Tragetaschen aus meiner Werkstatt gemopst und war frohen Mutes einfach durch die Vordertür herausmarschiert. Der bürokratische Rattenschwanz hinterher war ätzend und ich habe mir sofort eine Überwachungskamera zugelegt. Was aber am schwersten wog, war das ekelhafte Gefühl, dass jemand in meinen geliebten Laden eingedrungen ist und ihn mit seinen oder ihren schmutzigen Griffeln entweiht hat. Wenig später gab es in Berlin einen monströsen Regentag, der den Balkon über Erica geflutet und dann das Wasser hat in meinen Verkaufsraum fließen lassen. Wasser und Seife passt in der Dusche super zusammen, jedoch nicht in einem Ladengeschäft, Herrgott nochmal! Auch hier war der versicherungstechnische Aufwand enorm und noch heute ist meine Decke von gelben Flecken überzogen. Diese beiden Dinge und noch viele, viele kleinere haben das Karma im Laden einfach zerstört. Was ich dagegen tue, erfährst Du demnächst (wenn Du weiterliest).
Dänemark – ein Sommerurlaub, der Träume freisetzt
Keine Ahnung, wie ich all die Jahre nicht merken konnte, wie sehr mir das Meer fehlt.
Ich komme ursprünglich aus Mecklenburg-Vorpommern, bin also in der Nähe des Meeres aufgewachsen. Mit 16 bin ich nach Freiburg gezogen, in die Berge. Ich habe nie eine wirkliche Verbundenheit gespürt, weder mit dem einen, noch mit dem anderen Naturphänomen. Aber wenn ich reflektiere, stelle ich fest, dass es mich eigentlich immer eher in Richtung Meer gezogen hat. Als ich mit Anfang 20 nach Berlin ging, hatte ich nichts mehr von beiden.In diesem Sommer wollte ich gerne mit meiner Familie verreisen. Da ich meinen Vater auch nicht mit der Hilfe von nem Elefanten in ein Flugzeug gesetzt bekomme, musste ein Ort her, den man mit dem Auto erreichen konnte. Die Wahl fiel auf Dänemark. Vorher wäre ich niemals auf die Idee gekommen, in ein skandinavisches Land zu reisen, weil es mir nicht warm genug ist, aber in diesen Zeiten muss man nehmen, was sich bietet.Die Westküste hat mich sofort total geflasht. Das Raue, der Wind, die entspannten Menschen. Die Häuser dort mit in den Dünen. Es war so, so schön. Keiner von uns hatte mehr Befindlichkeiten, alle waren glücklich.Ich brauche das Meer, das weiß ich jetzt und ich werde so oft es geht, dahin zurückkehren.
Die Entscheidung: es wird umgezogen
So geht es nicht weiter. Wenn niemand mehr in den Laden kommt, muss ein neues Konzept her.
Wenn irgendwas nicht mehr funktioniert, muss es geändert werden, ansonsten geht es den Bach runter. Soviel steht fest. Mitte des Jahres musste ich die Entscheidung treffen, dass es so, wie es ist, nicht mehr weitergehen kann. Es kommen nur noch wenige Menschen in den Laden, die meisten bestellen online. Der Inhabergeführte Einzelhandel ist seit Corona einfach nicht mehr interessant genug. Das Einkaufsverhalten hat sich verändert, die Angst, sich anzustecken ist zu groß. Mir geht es nicht anders. Ich mag nicht mehr stöbern gehen, sondern klicke mich lieber online in Ruhe durch die Produkte und hole die Sachen dann ggf. ab. Oder lasse sie mir schicken. Was sich aber nach wie vor entwickelt, ist das Umweltbewusstsein in den Köpfen der Menschen. Mein Angebot mit den personalisierten Seifen wurde gut aufgenommen und will ausgebaut werden. Die Idee, meine Verkaufsfläche zu verkleinern und dafür die Produktionsfläche zu vergrößern, ist manifestiert und wird 2022 umgesetzt. Alles wird sich verändern und das ist schön und aufregend und wird sicherlich toll.
Das Weihnachtsgeschäft
Vorbereitung unzähliger Seifen, Freisetzung ungeahnter Kräfte. 2 G, Coronagenervtheit.
Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass zu Weihnachten immer mehr Seifen verschenkt werden, weshalb wir am Schluss immer zu wenig hatten. Am letzten Tag vor Weihnachten war der Seifentisch stets so leergefegt, als wäre man mit dem Laubbläser drüber gegangen. Das wollte ich unbedingt in diesem Jahr vermeiden.Also haben meine Mutter und ich produziert, wie die Wahnsinnigen. Ich habe wochenlang jeden Tag mindestens sechs 3 Kilo-Blöcke Seifen gemacht und nun zeichnet sich ab, dass das eine sehr weise Entscheidung war. Jeden Tag stapeln sich Seifenberge auf meinem Verkaufstresen. Es ist unfassbar toll!Dazu gesellt sich eine andere Stimmung als die letzten Jahre. Alle sind zusehends genervt, frustriert und verwirrt. Muss man nun seinen Impfausweis zeigen, wenn man den Laden betritt (nein, Erica gilt als Drogerie), darf man umgeimpft rein (ja), wieviele dürfen gleichzeitig im Laden sein (5) und so weiter. Eine besinnliche Stimmung kommt wahrscheinlich bei den Wenigsten auf und ich wünsche mir vom Weihnachtsmann, dass Corona im nächsten Jahr keine so große Rolle mehr spielt.
Alles wird gut
Ich bleibe positiv.
Trotz allem bleibe ich zuversichtlich. Mit dem neuen Konzept, einem anderen Standort, einer neuen Firma, die ich mit meiner Freundin Maria Anfang des Jahres schon gegründet habe und die nun endlich starten wird, habe ich genug tolle Aussichten auf 2022. Weiter erhalten bleibt Smash it und natürlich meine Familie, die Plattform, auf die alles andere aufbaut. Meine Träume, meine Ziele und meine Energie. Ich liebe alles an meiner Arbeit und freue mich auf neue Herausforderungen.
Was wartet 2022 auf mich?
- ein neuer Laden Gleich im Januar begebe ich mich auf die Suche. Der Laden soll eine große Werkstatt, ein Büro und einen kleinen Verkaufsraum haben. Das sind meine drei Voraussetzungen.
- ein neues Konzept Nach und nach werde ich mein Sortiment ausdünnen und nur noch Artikel behalten, hinter denen ich tausendprozentig stehe und die sich für mich und mein Unternehmen rechnen.
- eine neue Brand Meine Freundin Maria und ich werden erste Produkte unserer neuen Brand launchen und die Marke okee etablieren.
Mein Wort für 2022 lautet: Reinhauen! Ich haue richtig rein und habe so Bock, mein Unternehmen auf ein neues, stabileres Fundament zu stellen. Ich würde mich freuen, wenn Du dabei wärst.
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