Jahresrückblick 2022

Jahresrückblick 2022

Mein Jahresrückblick

Anfang 2022 ging ich davon aus, dass dieses Jahr richtig, richtig gut wird. Ich hatte wahnsinnig viele Pläne und Ideen im Kopf, die ich umsetzen wollte. Mein Wort des Jahres war "Reinhauen" - das kann ich heute ergänzen um "in die Scheiße". 

Es liefen exakt zwei Dinge wie geplant: mein Umzug und der Launch von okee. Über den Rest möchte ich am liebsten eine große, graue, kratzige Decke ausbreiten und nie wieder darüber reden, aber weil ich gerne Dinge teile, mache ich es trotzdem.

Namensänderung

Zum Beginn des Jahres war ich gezwungen, den Namen meines Unternehmens zu ändern. Grund dafür war eine Markenrechtsverletzung meinerseits. Es gibt ein Unternehmen in den Niederlanden, die genau dasselbe machen wie ich und zusätzlich so clever waren, den Namen Erica als weltweite Marke anzumelden. Nach einem kurzen Check beim Anwalt musste ich mir eingestehen, was mir ohnehin schon klar war: Pech gehabt, Keule! eem bedeutet: Erika Emma Minna, was die drei Vornamen meiner Oma sind, nach der ich den Laden benannt habe. Ich kann gut damit leben, die meisten sagen eh weiterhin Erica. 

Krieg

Ende Februar entschloss sich der kleine, dünne, blasse Kremlführer, seine Soldaten in die Ukraine zu schicken. Es dauerte einen Moment, bis das Ausmaß dieser Aktion bei mir ankam. Wie kann es sein, dass ein einzelner wirrer Typ so viel Macht hat und ohne mit der Wimper zu zucken so unendlich viel Leid über die Menschen bringt? Ich habe damals schnell ne Seife gemacht, Fuck War draufgestempelt und sie zum Solipreis verkauft. Den Erlös habe ich zu 100% an Vostok SOS gespendet, es kamen über 500 Euro zusammen. 

Umzug

Während all der Turbulenzen, die die Welt gerade so am Ertragen war, musste ich nun auch noch umziehen. Die Entscheidung hierfür hatte ich schon 2021 getroffen. Der Platz im alten Laden begann, an allen Ecken zu fehlen - es musste was größeres her. Da in Neukölln gewerblicher Mietraum nicht mehr zu bezahlen ist, schaute ich auch in die umliegenden Stadtbezirke und fand dann per Zufall die Fläche in Friedenau. Zugegeben, so weit wollte ich eigentlich nicht rausziehen, aber als ich zur Besichtigung Vorort war, konnte ich nicht mehr anders, als den Stift zur Unterzeichnung des Vertrages zu zücken. Das war übrigens damals in der Weserstraße genauso. 

Personalisierte Seife

Was mache ich, wenn sich im Laden nicht einmal am Tag die Tür öffnet? Richtig, ich überlege mir was anderes. Mit meinem Angebot, das es ja schon länger gab, ging ich richtig fetzig in die Akquise. Schließlich nahte Weihnachten. Ich schrieb etwa 1000 Unternehmen in ganz Deutschland an, einige von ihnen antworteten sogar, von 98% hörte ich allerdings nie wieder etwas. Egal. Für gut ein Dutzend UnternehmerInnen stellte ich dieses Jahr Seifen mit ihrem Firmenlogo her und alle waren sie sehr zufrieden. Diese Sache möchte ich gerne weiter ausbauen. 

Zähes Einleben

Ich hatte gar nicht mehr richtig in Erinnerung, wie lange es dauern kann, bis sich ein physischer Laden etabliert hat. Ich muss es jetzt, um fünf Uhr morgens, am 22.Dezember so sagen, wie es ist: ich war zu blauäugig. Ich dachte "Ach, mich gibts seit 5 Jahren. Die Leute kennen mich." Quatsch hoch 3000! In Friedenau kennt mich NIEMAND. Bis eem sich dort etabliert hat, wird es dauern. Daran ändern auch Anzeigen in Stadtteilmagazinen, verteilte Flyer und geklebte Sticker nichts. Ich drücke die Daumen, dass die Wartezeit nicht allzu lange geht.

Wirtschaftskrise

Wenns schon langweilig ist im Laden, bringen wir mal ein bisschen Schwung in die Kiste, meinte die Menschheit und damit hatte ich wirklich nicht gerechnet: plötzlich wurde alles teurer und ich konnte mit ansehen, dass die Bestellungen immer weniger wurden. In den Laden kam eh niemand. Meine Umsätze gingen in Richtung null, ohne Witz. Wie lange hält man sowas aus? Soviel kann ich verraten: nicht mehr lange! Aber weil ich eine gewitzte Person bin, die so schnell nicht aufgibt, werde ich im neuen Jahr einfach ein paar Sachen anders machen. Bisher habe ich mit eem schon einige Krisen überstanden. Diese hier wird zwar sehr deutliche Spuren hinterlassen, aber ich werde trotzdem drübersteigen. 

okee

Ende November, fast zwei Jahre nach Gründung der GbR, sind wir mit dem ersten Produkt rausgekommen. Meine Freundin und Geschäftspartnerin Maria hatte die Idee für okee schon lange und fragte mich damals, ob ich das Unternehmen mit ihr gemeinsam gründen wolle. Ich wollte. Unterdessen haben wir drei Kerzen gelauncht und ab Januar werden schrittweise mehr Produkte hinzukommen. 

Ausbildung

Schon länger bin ich drum herumgeschlichen, um mich in der größten Krise meines Unternehmens dann dafür zu entscheiden. Geiles Timing, aber so isse halt. Ich habe eine Ausbildung zur Kosmetikerin begonnen, die ich in den nächsten anderthalb Jahren als Fernstudium absolvieren werde. Das ist herausfordernd, aber ich habe schon so lange Lust darauf. 

Coachings

Ich bin ein Riesen Fan davon, in mein Wissen zu investieren und unterdessen kenne ich so viele coole Frauen, die aus den unterschiedlichsten beruflichen Sparten kommen. Mit drei von ihnen arbeite ich eng zusammen.

Claudia: bringt mir bei, wie ich auf gescheite Art und Weise Social Media für mein Unternehmen nutzen kann.

Nadja: entwickelt mit mir zusammen die Marke eem weiter.

Gretel: ist meine Unternehmensberaterin des Herzens. 

Weihnachtsgeschäft

In den letzten 5 Jahren war der Dezember mein Monat. Die Menschen um Erica haben so viele Geschenke für ihre Angehörigen bei mir gekauft, dass ich die Flautenmonate Januar und Februar gut überstehen konnte. Das ist 2022 anders: ich erwirtschafte gerade mal ein Drittel gemessen an den letzten beiden Jahren und im vorletzten gab es einen Lockdown! Das ist richtig, richtig Scheiße und ich schaue mit Furcht in den Anfang 2023. Das erste Mal in der Geschichte von eem ist das so.

Dieses Jahr war geprägt von Sorgen und Ängsten und ich werde es genau jetzt, gut eine Woche vor Silvester abschließen. Ich habe genug davon und will nichts mehr darüber wissen. Ab jetzt blicke ich nur noch nach vorne und nicht mehr zurück, denn das bringt nichts.

Mein Wort für 2023 heißt "Laut". Ich schwöre - du wirst von mir hören, auch wenn du jetzt noch gar nicht weißt, dass es mich überhaupt gibt. 

Ich freue mich, dass du hier bist und das liest und überhaupt, das du Interesse an eem hast. Das bedeutet mir sehr viel.

Wir sehen uns auf der anderen Seite, da, wo es laut ist. <3

 

2 Kommentare

  • Birgit Ising am

    Liebe Antje, als alte Neuköllner Göre, jetzt im Rheinland drücke ich alle Pfoten. Ich liebe Dein Sprech! So isse! Let’s get LOUD! Kreisch! Alles Liebe, Birgit

  • Simi am

    Irgendwie war mir Okee nie auf dem Schirm obwohl ich dir auf IG folge. Ist wohl dem Algorithmus geschuldet. Danke für den ehrlichen Rückblick.

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