Scheitern

Scheitern

Weißt du, was mir immer wieder auffällt? Wir UnternehmerInnen sprechen über vieles - wie haben wir es dort und dahin geschafft, wie hoch sind unsere monatlichen Umsätze, wie setzen wir eine schmissige Work-Life-Balance um, undsoweiterundsofort. Worüber nur wenige sprechen ist das Scheitern und so finde ich das: schade!

Kaum jemand schafft es, ein Unternehmen zu gründen und damit ohne Umwege in den Himmel zu schießen. Du wirst unterwegs mit Kaugummi verklebte Steine wegräumen müssen und auch mal durch einen Tümpel Scheiße waten. Dieses Versprechen gebe ich dir an dieser Stelle. 

Als ich 2017 gründete, wusste ich nicht mal ansatzweise, was auf mich zukommen würde. Im Laufe der Zeit bin ich durch so viele Höhen und Tiefen gerannt, dass mir ganz schwindelig wurde und immer noch wird, wenn ich daran zurückdenke. 

Das erste Geschäftsjahr war hart: ich war die meiste Zeit alleine im Laden und versuchte ganz viele Dinge, um Menschen hereinzulocken. In diesem Jahr stellte ich auch fest, dass es schwierig sein kann, wenn man zu oft auf Meinungen von außerhalb hört. Ich lernte, mehr in mein eigenes Vertrauen zu gehen und meiner Intuition zu folgen.

Die darauffolgenden Jahre wurden besser. Es sprach sich herum, dass ich mit einem Nischenladen existiere und die Leute begannen, von Spandau und Pankow zu mir nach Neukölln zu kommen. 

2020 war meine Zeit - alle wollten sich plötzlich waschen und das Interesse an Seife stieg so stark an, dass ich mit dem Verpacken kaum noch hinterherkam. 

In den letzten beiden Jahren erlebte ich so unfassbar viel Mist, dass ich relativ sicher sagen kann: die meisten Menschen hätten wohl die Schürze hingeworfen. Die Drogerien und Supermärkte begannen, feste Kosmetik zu Spottpreisen zu verkaufen, obwohl Einkaufen im Laden wieder möglich war, hatten die meisten Menschen keine Lust mehr drauf, ich musste meinen Namen ändern, ich verlegte meinen Geschäftssitz in einen anderen Stadtbezirk, es folgte eine Wirtschaftskrise, der neue Standort lief nicht an und tut es bis jetzt nicht, es gibt immer wieder Tage, da verkaufe ich am Tag kein einziges Stück Seife. 

Das klingt richtig Scheiße, oder? Ich sag dir was - das ist es, es IST Scheiße. 

Und trotzdem habe ich keinen Plan B, weil ich einfach liebe, was ich tue, trotz allen Hindernissen. Und weil ich mir zu 1000% sicher bin, dass ich irgendwo hingelange, wo meine Unternehmungen von Erfolg gekrönt sind, ich weiß das einfach. Wie diese Erfolge aussehen - keinen Plan, denn ich bin nicht imstande, in die Zukunft zu sehen.

Vielleicht werde ich Rauhex-Millionärin, möglicherweise führen mich meine Punkseifen zum schillernden Erfolg, vielleicht wollen aber auch noch viel mehr Menschen hören, was ich zu erzählen habe, möglicherweise schreibe ich ein Buch oder mache wie früher als junge Punkerin ein Fanzine. Ich bin für alles offen. 

Was das allerbeste daran ist? In den letzten 6 Jahren habe ich soviel gelernt, dass ich ohne Weiteres ein neues Unternehmen aufbauen könnte, ich weiß einfach, wie es geht, von A bis Z.  Scheitern ist somit zu einem Wort geworden, das kaum noch Gewicht hat. Und das ist vor allem eins: Gold wert!

2 Kommentare

  • Katharina am

    Liebe Antje!
    Ich finde Deine Seifen toll und verschenke sie auch gerne. Mach weiter so, bleib im Vertrauen, ja so als Unternehmerin erlebt man schon einiges, ich kann nach 18 Jahren mit einer Physiotherapiepraxis ein Liedchen davon singen. Aber Mut, Erfindergeist und einfach seinem 💗ensWeg folgen und selbstbestimmt zu sein, das möchte ich nicht eintauschen wollen. Und manche Dinge zeigen mir ganz oft auf, was ich auf jeden Fall nicht mehr will und die veränderungswürdig sind und diese Dinge und Wege dann auch durchzusetzen.
    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und bleib in Deiner Kraft und 💞ensIntuition.
    Liebe Grüße von Katharina aus Sachsen

  • Caroline Sommer am

    Liebe Antje, du sprichst mir aus der Seele… auch ich habe tief in mir das Gefühl: Mein großer Erfolg kommt noch!! Bis dahin gerate ich in Sackgassen, mache Umwege und lege manchmal auch einfach nur längere Pausen ein, um letztlich gut gelaunt (so sehe ich mich auf der Zielgeraden!) ans Ziel zu kommen. Danke für deinen hoffnungsvollen Blick auf das ganz normale Scheitern – im Business und anderswo!! Liebe Grüße von Caroline

Kommentieren

Bitte beachten Sie, dass Kommentare vor ihrer Veröffentlichung genehmigt werden müssen.