Wie ich meine Panik durchbreche

Wie ich meine Panik durchbreche

Wenn du einen Panikanfall durchlebst, denkst du in erster Linie an Dinge wie diese: ich werde verrückt, ich falle in Ohnmacht oder gleich tot um. Völlig irrational und jemandem, der geistig gesund ist, nicht wirklich zu erklären. Ich habe oft so Tipps gehört wie: denk doch einfach an was anderes, geh’ mal spazieren oder du musst doch keine Angst haben. 

Von 19 bis 29 habe ich durchgehend Therapien gemacht - ich weiß theoretisch ALLES über die Entstehung meiner Angst und wie ich mit ihr umzugehen habe. Aber was bringt mir das, wenn ich während eines Panikanfalls im Geiste schon mit meinem Leben abschließe?

Kürzlich war ich bei einem Netzwerktreffen, von dem ich vorher den Ablauf nicht kannte. Mir war nicht bewusst, dass ich vor 40 Menschen mein Unternehmen vorstellen durfte. Seit meiner Schulzeit leide ich an Sprechangst und hätte diese Veranstaltung auf jeden Fall nicht besucht, wäre mir das vorher klar gewesen. 

Die Panik keimte, während ich darauf wartete, dass mich jemand aufforderte, zu sprechen. Ich saß als bunte Erscheinung zwischen lauter Menschen in Zweiteilern mit teilweise Schlipsen um den Hälsen. Ich fühlte mich so fehl am Platze, dass ich im Kopf detailreich meinen Abgang plante. Einfach aufspringen und losrennen oder einen Anruf fingieren und mich freundlich entschuldigen - ich spielte jede Möglichkeit durch. 

Zuletzt entschied ich mich jedoch für folgendes: Atmen und Fingerübungen.

Atmen: in einer Paniksituation nehme ich 5 tiefe, bewusste Atemzüge. Durch die Nase in den Bauch ein und durch den Mund aus. Du kannst das ganz leise machen, ohne, dass es jemandem auffällt und glaube mir, es bringt dich sofort auf den Boden. Alles wird leichter. 

Fingerübung: um die Gedanken zu durchbrechen führe ich eine Übung durch, die mein Gehirn so beschäftigt, dass für die Panik kein Platz mehr bleibt. Lege Daumen und Zeigefinger beider Hände entgegengesetzt aneinander und wechsle sie dann im Fluss ab, wie beim Leiter hochklettern. Auch das kannst du unter dem Tisch oder hinterm Rücken machen, ohne, dass es Aufsehen erregt. 

Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit namentlich aufgerufen wurde, war ich immer noch ein bisschen panisch, aber bereits so runtergejazzt, dass ich mich in der Lage sah, zu reden. Sicherlich vergaß ich die Hälfte und war nicht ganz so souverän, wie ich mich gerne gesehen hätte, aber am Ende der Vorstellungsrunde kamen einige Menschen zu mir und wollten meinen Kontakt, weil sie mein Angebot interessant fanden. Die Überwindung hatte sich also gelohnt.

Im Reden liegt eine große Angst von mir verborgen und das einzige, was sie unterbrechen kann, ist das Reden selbst. Und aus diesem Grund werde ich weiterreden. Solange, bis die Angst kapiert hat, dass sie an dieser Stelle überflüssig geworden ist. 

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